Vor sehr, sehr langer Zeit

als es auf der Erde noch keine Menschen gab, gab es auch noch keine Sonne. Es war stockfinster und bitterkalt und die Tiere konnten nicht unterscheiden ob Tag oder Nacht, ob Sommer oder Winter war.
Die Drachen, die damals noch auf der Erde lebten, waren die einzigen, die Feuer machen konnten. Dann saßen die Tiere um das Feuer und sie hatten etwas Licht und Wärme.
Da überlegten sich die Drachen, dass sie gemeinsam ein ganz großes Feuer anzünden müssten, eines, dass immer brennen und niemals verlöschen würde. Die anderen Tiere waren von diesem Einfall begeistert.
Die Drachen stellten sich also vor eine mächtige Felswand und bliesen ihren Feueratem dagegen. Lange, lange bliesen sie so. Endlich formte sich aus dem Fels ein riesiger orange glühender Feuerball. Die Drachen waren sehr erschöpft aber auch sehr stolz auf ihr Werk, dass sie gemeinsam vollbracht hatten. Den Feuerball nannten sie Sonne.

Chinesische Farbtafel Vögel

Nun wollten sie die Sonne auf einen hohen Berg tragen, damit alle etwas von der Wärme und dem Licht abbekämen, aber wie sollte das bewerkstelligt werden, die Sonne war so heiß, dass niemand sie anfassen konnte. Da kam ein Tier auf den Einfall die Sonne der Riesenschildkröte auf den Rücken zu laden. Die war stark genug und sie hatte einen mächtigen Panzer, der sie vor der sengenden Hitze schützen würde. Mit vereinten Kräften rollten sie also die Sonne auf den Rücken der Schildkröte. Aber als sie den Berg hinaufstieg, kullerte die Sonne von ihrem Panzer wieder herunter. Das ging also nicht, der Berg war zu steil.

Alle waren ratlos. Da überlegte sich ein Tier, dass man die Schildkröte mit der Sonne um die ganze Welt schicken könnte. Dann würden alle für einige Zeit Licht und Wärme bekommen. Wieder rollten die Tiere die Sonne auf den Rücken der Schildkröte und die machte sich auf den Weg. Aber als sie schon sehr lange unterwegs war, war sie nur ein kleines Stück weit gekommen. Nie würde sie es schaffen um die ganze Welt zu laufen, sie war viel zu langsam. Was nun?
Da schlug ein kleiner schlauer Fuchs vor, die Sonne an den Himmel zu hängen. So könnte sie auf alle herunterscheinen und Licht und Wärme spenden. Aber wie sollte man die mächtige heiße Sonne an den Himmel bringen? Die Drachen waren stark und konnten fliegen, auch mit dem Feuer hatten sie Erfahrung, aber sie konnten die Sonne nicht anfassen.

Als alle ratlos waren, trat die kleine alte Großmutter Spinne hervor. „Ich werde euch helfen die Sonne an den Himmel zu bringen“. „Du, Großmutter Spinne? Wie willst du das machen, die Sonne ist doch so groß und so heiß?“
„Lasst mich nur machen“ sagte Großmutter Spinne und sie begann aus silberzarten Fäden ein feines Netz um die Sonne zu weben. Die Fäden waren aus einem besonderen Stoff, die Sonnenglut konnte sie nicht verbrennen. Als das Netz fertig war, sagte sie: „So, nun könnt ihr das Netz fassen und die Sonne an den Himmel tragen“. Da wurde der stärkste Drache ausgesucht und er flog hinauf in den Himmel und hängte die Sonne an der höchsten Stelle auf. Seitdem scheint die Sonne auf die Erde herab und spendet Licht und Wärme.
Und jetzt wisst ihr auch, warum das Sonnenlicht in Strahlen auf die Erde fällt. Es scheint durch die Maschen des Netzes von Großmutter Spinne. Und das ist schon sehr, sehr lange so und es wird noch sehr, sehr lange so sein.

Herzlich willkommen ihr großen und kleinen, alten und jungen Menschen,


ihr seid auf der Website der Märchenerzählerin Monika Auer angekommen und ich freue mich sehr darüber.
Hat euch die Geschichte gefallen? Ich habe sie vor Jahren in einem klitzekleinen Poppi - Kinderbuch gefunden und für mein Erzählen bearbeitet. Ich könnte mir vorstellen, dass die Quelle ein Volksmärchen ist, vielleicht ein chinesisches?

Chinesische Farbtafel Vögel

Ich finde sie jedenfalls sehr stimmungsvoll, so wie die ätiologischen Märchen der Völker unserer Erde, die ganz nah an den uralten Mythen sind. Das Wort „aition“ kommt aus dem griechischen und bedeutet „erläutern, den Ursprung suchen“. Und so erklären die ätiologischen Märchen unsere Welt auf eine besonders einfühlsame, poetische Weise. Deshalb erzähle ich sie auch so gern.
Aber auch alle anderen Volksmärchenarten finden sich in meinem Erzählrepertoire. Und wenn ihr wollt, erzähle ich auch für euch Märchen. Dabei ist es egal ob im Kindergarten, im Gymnasium, im Altenheim, bei Hochzeiten, Betriebsfeiern oder runden Geburtstagen, denn ich bin mir ganz sicher „Alle brauchen Märchen“.
Schaut euch meine Programme an, schickt mir eine Mail oder ruft mich an. Ich gestalte natürlich auch Programme nach euren Wünschen. Auf jeden Fall ist eine Erzählveranstaltung ein besonderes Erlebnis und vielleicht auch ein besonderes Geschenk für einen lieben Menschen.
Ich freue mich auf unser Kennenlernen. Bis dahin eine märchenhafte Zeit.

Eure Monika Auer