Ü
ber mich

Märchen habe ich von dem Tag an geliebt, als meine Mutter mir das erste erzählte. Welches das war? Das weiß ich nicht mehr. Von ihr habe ich jedenfalls viele Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm kennen gelernt. Das ist schon lange her. Ich konnte schon sehr zeitig lesen, bis heute ist Lesen meine liebste Freizeitbeschäftigung geblieben. Und weil ich Bücher sehr liebe, erlernte ich in Leipzig den Beruf einer Buchhändlerin und studierte das dann dort auch. Vor mehr als drei Jahrzehnten fand ich den Mann für's Leben. Wir heirateten, bekamen 3 Söhne und die sind natürlich mit Märchen aufgewachsen.

Monika Auer Ich erzählte ihnen Volksmärchen, erfand für sie Geschichten und las ihnen abends am Bett ganze Buchreihen vor. Alle drei erinnern sich gern an diese Zeit und die Märchen. Unsere Familie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Leben der nordamerikanischen Ureinwohner, wir eigneten uns Geschichtswissen an, arbeiteten Kleidung nach, lernten Lieder und Tänze und natürlich auch Märchen. Mit unserem Indianistik-Club Potlatch machten wir bald öffentliche Veranstaltungen. Die Märchenstunden im Tipi am Lagerfeuer mit Kräutertee waren immer ein Höhepunkt und bald begann ich indianische Märchen zu lernen, so dass ich sie ohne Buch erzählen konnte. Als im Dezember 1989 ein Märchenerzählwettbewerb von der „Märchen-Stiftung Walter Kahn“ in Oberbayern ausgeschrieben wurde, hatte ich daher den Mut mich zu bewerben. Ich wurde tatsächlich eingeladen und so reiste ich im Mai 1990 nach Bayersoien. Einen Preis habe ich zwar nicht bekommen für mein indianisches Märchen vom Skunk und dem bösen Geist Lange Kralle, aber Beifall. Noch wichtiger für mich war, dass ich viele MärchenerzählerInnen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum kennen lernte. Mit einigen von ihnen bin ich seitdem befreundet.

Ich wurde Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft e. V. und lernte in den folgenden Jahren viel über die Märchen und das Erzählen. Durch meine Arbeit bei der Stadt Senftenberg konnte ich 1992 die Senftenberger Märchentage begründen, die seitdem jedes Jahr Ende März unter einem anderen Thema stattfinden und ca. 1000 Menschen von 4 – 100 Jahren in den vier Tagen erreichen. 1993 gründeten wir Märchenerzählerinnen aus Brandenburg und Berlin den „Berlin- Brandenburgischen Märchenkreis“. Wir laden uns zu den verschiedenen Märchentagen ein, treffen uns zu Seminaren und Workshops, freuen uns, wenn wir neue Märchen von den anderen hören und erweitern stetig unser Erzählrepertoire.

Chinesische Farbtafel Vögel Die Niederlausitz, in der ich seit meiner Geburt vorrangig lebe, ist ein märchen- und sagenreiches Land. In der sorbischen/wendischen Bevölkerung haben sich neben den wunderbaren Trachten und Bräuchen auch die Märchen und Sagen sehr lebendig erhalten. Ich erzähle Lausitzer Märchen und Sagen sehr gern, weil sie für die ZuhörerInnen aus dieser Gegend Identifikation schaffen und für die Gäste unseres Landstrichs Wissen und Poesie vermitteln. Ich lebe gern hier im Senftenberger Ortsteil Brieske, den wunderbaren See vor der Tür und bald eine phantastische Seenlandschaft in der Nachbarschaft. Da ist viel Platz für Wassermänner und Irrlichter...
Übrigens, wenn ich Märchen lerne, ist mein Mann mein Helfer und erster Kritiker, er fährt mich oft zu Veranstaltungen, damit ich mich auf die Veranstaltung konzentrieren kann und nicht den Weg suchen muss. Er liebt Märchen und mit der einen oder anderen Erzählung hat er mich schon überrascht. So können wir diese schöne Freizeitbeschäftigung gemeinsam genießen. Für unsere vier Enkeltöchter erzähle ich natürlich am allerliebsten.